Pressemitteilung vom 11.02.2022
UrbaneProduktion.Ruhr feiert Projektabschluss
Nach fünf Jahren BMBF-Förderung neigt sich das Forschungsprojekt UrbaneProduktion.Ruhr dem Ende entgegen. Das Institut Arbeit und Technik, die Hochschule Bochum und Die Urbanisten hatten dazu ein buntes Programm mit Rückblick, Inputs aus der Region und Podiumsdiskussionen zur Nahrungsmittelproduktion, Handwerk & Making und Rahmenbedingungen zur Förderung Urbaner Produktion erstellt. Die Veranstaltung fand am 9. Februar 2022 als Hybrid-Format in der St. Joseph-Kirche in Gelsenkirchen-Schalke statt.
Da nicht nur Grundlagenforschung betrieben wurde, sondern auch anwendungsbezogen im Sinne der Reallabor-Methodik geforscht wurde, wurde diese Abschlussveranstaltung nicht als klassische wissenschaftliche Veranstaltung durchgeführt. Die Frage, ob und wie Produktion in Siedlungsnähe stattfinden kann und welche sozioökonomische und ökologischen Auswirkungen das haben wird, ist noch nicht vollständig beantwortet, allerdings sind in diversen Publikation Ergebnisse des Projekts erschienen. Deshalb widmete sich die Veranstaltung vor allem neuen und laufenden Projekten aus anderen Städten.
So stellte Jochen Fricke, stellvertretender Geschäftsführer der Essener Wirtschaftsförderung die Entstehungsgeschichte des Triple Z – ZukunftsZentrumZollverein – in Essen vor, von dem er seit 2020 in nebenberuflicher Funktion seit 2020 Vorstand ist. Uta Schneider, die Geschäftsführerin der Bergischen Struktur- und Wirtschaftsförderungsgesellschaft ging auf das EFRE-geförderte Projekt „Urbane Produktion im Bergischen Städtedreieck“ ein. „Es geht dabei um eine neue Generation von Strukturentwicklung in ökonomischer, gesellschaftlicher und ökologischer Hinsicht“, so Schneider. Dabei werden, ähnlich wie im Projekt UrbaneProduktion.Ruhr, die Ziele Nachhaltigkeit, Schaffung eines guten Nährbodens für Startups, Förderung von regionaler Kreislaufwirtschaft, Umwidmung von Innenstädten, neue und offene Bildungsangebote, Stärkung des sozialen Zusammenhalts sowie Kooperation und Netzwerkarbeit in mehreren Teilprojekten fokussiert. „Im Projekt wurde bereits in Kooperation das sogenannte Zirkelmesser aus Industrieabfällen entwickelt. Die Nachfrage ist so hoch, dass sie aktuell nicht mehr gedeckt werden kann.“
Im Rahmen einer Podiumsdiskussion wurden die Bedarfe, Chancen Kooperationspotenziale lokaler Nahrungsmittelproduzenten ausgelotet. Hiernach vereinbarten die Geschäftsführer von Pottmühle (Sascha Suer), Confiserié Ruth (Max Ruth) und Piepnitz Bier (Andreas Pieper) direkt eine zukünftige Zusammenarbeit In einer weiteren Podiumsdiskussion wurde das Projekt fair.be der Westfälischen Hochschule vorgestellt. Helen Kessel und Michael Roch entwickelten ein Fahrzeug, dass die Vorteile von Auto und Fahrrad kombiniert – und dennoch Ressourcenschonend ist. Die Teilnehmenden der Podiumsdiskussion aus Handwerk und Makerszene kamen zum Schluss, dass es dafür noch höhere Akzeptanz bei den Planungsämtern und der Bevölkerung braucht, um ein solches Produkt – idealerweise hergestellt in der Region – auf die Straße zu bringen.
Die Abschlussdiskussion mit Rouven Beeck, Geschäftsführer der Wirtschaftsentwicklung Bochum, Stadtbaurat Christoph Heidenreich aus Gelsenkirchen aber auch den Vertretenden des Triple Z und des Bergischen Städtedreiecks haben noch einmal klar aufgezeigt, dass nicht nur in den Innenstadtlagen Flächen für das produzierende Gewerbe und das Handwerk fehlen. Demnach müssten alte kontaminierte Flächen und Reserveflächen aktiviert, in den Gewerbegebieten nachverdichtet und gewerbliche Infrastrukturen gemeinsam genutzt werden, um eine flächensparsame Entwicklung zu realisieren. Ferner muss vor dem Leitbild der nutzungsgemischten Stadt die Verdrängung des produzierendes Gewerbes und des Handwerks aus den Mischgebieten der Städte verhindert werden. Denn dies hat aktuell zur Folge, dass manche Betriebe, die ihren Standort (bau- und planungsrechtlich) in der Stadt haben könnten, in dsa Gewerbegebiet gehen und eine Verdrängungskaskade einsetzt.
Auch wenn nicht alle Aspekte hinsichtlich der Möglichkeiten geklärt sind, wie die Integration von Produktion in urbanen Kontext gelingen kann, und wir noch nicht hinreichend geprüft haben, welche Wirkung das haben wird kann, hat Kerstin Meyer vom Institut Arbeit und Technik die Veranstaltung mit dem Wunsch geschlossen, dass wir die Produktion vor Augen , Nasen und Ohren haben sollten, um die mit unseren Konsum einhergehenden Belastungen auch wahrnehmen zu können.
Ergebnisse und weitere Informationen zum Forschungsprojekt sind unter www.urbaneproduktion.ruhr/publikationen abzurufen.