Alte Produktionstechniken an neuen Orten

Kreative Impulse für die Wirtschaftsförderung

Gemeinschaftliche Gewerbeflächenentwicklung "von unten"

Urbane Produktion - zurück in die Stadt

In dem Verbundprojekt „Urbane Produktion“ wird über drei Jahre erforscht, wie es möglich ist, Produktion wieder in die Stadt zurückzubringen. Dabei stellt sich die Frage, was Urbane Produktion überhaupt ist: Urbane Produktion bezeichnet die Herstellung und Verarbeitung von materiellen Gütern in dicht besiedelten Gebieten, die in der Regel in unmittelbarer Nähe zum Wohnort (im Sektor, Revier, Quartier, Viertel, Stadtteil…) der UnternehmerInnen, MitarbeiterInnen und/oder der KundInnen entstehen. UnternehmerInnen agieren dabei eigenwirtschaftlich. Urbane Produktion nutzt häufig lokale Ressourcen und lokal eingebettete Wertschöpfungsketten. Die Nähe zum Wohnen verlangt emissionsarme und ressourceneffiziente Produktions- und Transportweisen, um Nutzungskonflikte mit den AnwohnerInnen zu vermeiden. Vielfach entstehen Synergieeffekte mit kreativen Milieus und unternehmensnahen Dienstleistungen.

Es ist das Ziel, in zwei Stadtteilen Bochums zunächst die Voraussetzungen für Urbane Produktion zu schaffen und anschließend in sogenannten Reallaboren die Umsetzung zu begleiten und unterstützend zur Seite zu stehen. Angesprochen werden sollen dabei alle, die Lust haben ein Unternehmen in der Stadt zu gründen oder ihr Unternehmen in die Stadt zurück zu verlagern.

Einige Erläuterungen

Urbane Produktion – Was soll das sein?

„Urban“ ist derzeit ein Trendwort. Dabei kommt das Wort „urban“ aus dem Englischen und bedeutet eigentlich einfach nur städtisch. Also könnte man auch von städtischer Produktion sprechen. Herstellung in Städten ist dabei nichts Neues. Denn seit jeher wird in Städten nicht nur mit Produkten gehandelt, sondern auch produziert. Da produzierende Betriebe allerdings in der Vergangenheit viel Lärm, Schmutz und Verkehr verursachten, wurde diese seit der Industrialisierung im 19. Jh. vermehrt an den Stadtrand oder ganz ins Umland verdrängt. Die Funktionen Wohnen, Arbeiten und Erholen wurden spätestens in der Charta von Athen 1933 auch in der Stadtplanung strikt voneinander getrennt. Deshalb befinden sich heute in den Städten unbewohnte und für die Bevölkerung unattraktive Industrie- und Gewerbegebiete. Urbane Produktion würde also wieder zur Durchmischung von Wohnen und Arbeiten in den Quartieren beitragen.

Warum brauchen wir das?

Aufgrund der Stadtplanung der letzten Jahrzehnte nehmen wir heute lange Wege in Kauf, um täglich zur Arbeit zu pendeln, Einkäufe zu erledigen oder zum Sport zu kommen. So verbringen wir viel Zeit im Stau oder in der Bahn. Was wäre, wenn wir mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit gehen könnten, der Schuster wieder an der Ecke wäre und nicht im Industriegebiet am Stadtrand oder der Leerstand in der Innenstadt wieder belebt würde?

Zudem hat die Globalisierung und Digitalisierung zu einer weltweiten Verflechtung der Warenströme beigetragen. Beispielsweise wird ein T-Shirt in England entworfen und die Baumwolle dafür in Togo mit einer Maschine aus den USA gepflückt. Anschließend wird dieses nach Indien zur Weiterverarbeitung, nach Bangladesch zum Färben und nach Pakistan zum Nähen geliefert, um schlussendlich beim Kunden zu landen. Was wäre aber, wenn im Nachbarhaus T-Shirts im Erdgeschoss gefärbt, genäht und bedruckt würden? Was wäre, wenn der Handwerker wieder im Viertel seine Werkstatt hätte und für die Kunden schnell erreichbar wäre? Was wäre, wenn es in der Nachbarschaft Räume gäbe, um sich zu treffen und einen Kaffee zu trinken, Gemüse gemeinsam zu pflanzen oder die Möbel gemeinsam zu reparieren?

Wer soll das machen?

Jeder kann urban produzieren! Es braucht nur die nötige Technik, das Know-How und ein wohlwollendes Umfeld. Überall gibt es bereits Bewegungen hin zu Urbaner Produktion. In den Städten wird wieder gewerkelt und Produkte selbst hergestellt. Dabei kann es sich um Gemüse in einem Urban Gardening Projekt, Marmelade aus gesammelten Früchten oder ein upgecycletes Fahrrad handeln. Vielleicht hat die Nachbarin auch neuerdings einen 3-D-Drucker, mit dem direkt die zuvor entworfenen Designstücke gedruckt werden können. Es ist möglich, einfach mal etwas auszuprobieren, ein Unternehmen in Kundennähe zu gründen und Nachbarschaft zu leben!

Was machen wir?

Urbane Produktion spielt sich mitten in der Stadt ab und verändert diese gleichzeitig. Mit dem Projekt „Urbane Produktion – Produktion zurück in die Stadt?“ wollen wir das Thema eingehend wissenschaftlich untersuchen, in die Öffentlichkeit bringen und antreiben. Es sollen dadurch vor allem das Handwerk, kleine und mittlere Betriebe sowie Selbstständige, Gründerinnen und Gründer angesprochen und gefördert werden. Außerdem wollen wir Mitmacherinnen und Mitmacher (Akteure) finden, die Urbane Produktion in zwei Stadtteilen in Bochum leben und gestalten wollen.

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