Raum für Engagement, Selbstentfaltung und Austausch
Urbane Landwirtschaft, Urbane ManufakturSteckbrief
90461 Nürnberg
Typ Urbaner Produktion: Urbane Landwirtschaft, Mikro-Brauerei angeschlossen an eine Kulturstätte (Z-Bau)
Produkte: Hopfen, Gemüse, Bier
Gründung: Z-Bau „Haus der Gegenwartskultur“ als zweite kulturelle Nachnutzung des ehemaligen Kasernen-Gebäudes seit 2015; Honigbräu seit 2016; Nordgarten seit 2017
Standort: im Stadtteil Südstadt, südlich des Hauptbahnhofs, in unmittelbarer Nähe zum Volkspark Duzendteich, wo sich auch das ehemalige Reichsparteitagsgelände befindet
Beschäftigte: ca. 20 Beschäftigte im Z-Bau, hinzukommen Kollektive, Ateliers etc.; Honigbräu ist eine Ein-Mann-Mikrobrauerei; der Nordgarten wird von einem offenen Arbeitskreis geleitet
Kontakt:
Z-Bau
GkF – Gesellschaft für kulturelle Freiräume mbH
Frankenstrasse 200
90461 Nürnberg
Telefon: +49 (0) 9114334920 / Fax: +49 (0) 91143349229
E-Mail: kontakt@z-bau.com
Internet: www.z-bau.com
Honigbräu
christian@honig-braeu.de
Nordgarten
analog über Plenen oder ebenfalls über: kontakt@z-bau.com
Z-Bau: Urban Lab, Nordgarten und Honigbräu
Historischer Hintergrund
Das Gebäude des Z-Baus wurde als Teil einer Kasernenanlage der SS zwischen 1939 und 1942 gebaut. Die Anlage war ursprünglich nicht als Teil des angrenzenden Reichsparteitagsgeländes geplant, wurde ihm aber nachträglich zugeordnet. Die Kaserne wurde nach Fertigstellung v. a. zur Ausbildung von Funkern genutzt, später auch als Außenlager des KZ Dachau in dem Gefangene Zwangsarbeit verrichten mussten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nutzte die US Army die Kasernenbauten bis 1991. Mit dem Leerzug des Gebäudes und dem Übergang in bundesdeutsches Eigentum kam es zu Diskussionen über die Nachnutzung des Gebäudes und um den Umgang mit seinem historischen Erbe. Das Hauptgebäude der Kaserne wurde schließlich durch das Bundesamt für ausländische Flüchtlinge (BAFL, heute: BAMF Bundesamt für Migration und Flüchtlinge) bezogen. Die Nebengebäude der Kaserne wurden Ende der 1990er Jahre von der Stadt Nürnberg erworben, mit dem Plan diese abzureißen und in ein Gewerbegebiet umzuwidmen – im Zeitraum bis zu Umsetzung wurde eine kulturelle Zwischennutzung für ein Gebäude, den heutigen Z-Bau, verhandelt. Der Abriss der Nebengebäude wurde vollführt, mit Ausnahme des Z-Baus, dessen Erhalt durch die Mieter*innen erstritten wurde. Die kulturelle Nachnutzung des Z-Baus lässt sich in zwei Phasen einteilen: die erste war im Zeitraum von 1998 bis 2011. Diese endete zum einen da das Gebäude dringenden Renovierungsbedarf aufzeigte, zum anderen da es zwischen den Mieter*innen und der Stadt als Eigentümer*in zu Uneinigkeit kam. Anschließend beschloss die Stadt Nürnberg neben der Renovierung die dauerhafte kulturelle Nutzung des Gebäudes. Deshalb wurde eine Neukonzeption der kulturellen Nutzung des Z-Baus veranlasst und so gründete sich 2014 die Gesellschaft für kulturelle Freiräume e.V. (GkF) bestehend aus dem Kunstverein Hintere Cramergasse e. V., der Musikzentrale Nürnberg e. V. und der Stadt Nürnberg. Getragen durch die Gesellschaft für kulturelle Freiräume wurde 2015 der Z-Bau als „Haus der Gegenwartskultur“ wiedereröffnet.
Z-Bau: „Haus der Gegenwartskultur“
Der Fokus des Z-Bau liegt auf Kunst und Kultur. Dafür stehen 5.500 qm Fläche zur Verfügung, auf der sich Veranstaltungsräume, Projekträume, Studios, Ateliers, Projektbüros, ein Tonstudio, Werkstätten und Lagerräume befinden. In den Projekträumen finden längerfristige und temporäre Nutzungen statt z. B. für Workshops, Seminare und Vorträge aus verschiedenen kulturellen Bereichen. Schließlich gibt es noch einen Backstagebereich mit Wohnräumen für Künstler*innen und einen großen Außenbereich mit Biergarten und dem Urban Gardening Projekt Nordgarten.
Urbane Produktion findet in verschiedenen Bereichen des Z-Baus statt: im Folgenden werden das Urban Lab, der Nordgarten sowie die Brauerei Honigbräu vorgestellt.
UrbanLAB und Nordgarten
Das Urban Lab hat sich aus dem Wunsch heraus gegründet die Stadt durch ihre Bewohner*innen zu gestalten und zu beleben. Es werden Räume für Engagement, Selbstentfaltung, Zusammenkunft und Austausch geschaffen. Dazu vernetzt das Urban Lab verschiedene Akteur*innen der Stadt an den Stellen „an denen der Schuh drückt“. So sind bewegliche Begegnungsorte („Stadt auf Rädern“), Fab Labs und Makerspaces oder auch der Nordgarten am Z-Bau entstanden. Rechtlich ist das Urban Lab eine gUG (haftungsbeschränkt), d. h. eine „gemeinnützige Unternehmergesellschaft“.
Der Nordgarten ist ein Gemeinschaftsgarten, welcher sich auf der Nordseite des Z-Bau-Areals befindet (hin zur Frankenstraße) – daher der Name Nordgarten. Es handelt sich dabei um ein Pilotprojekt welches 2017 aufgenommen wurde.
Der Nordgarten ist als co-produktiver Begegnungsort gedacht in dem man außerhalb kommerzieller Formate „gärtnern, bauen, mit- und selbermachen“ kann. Die thematischen Schwerpunkte liegen auf: Kultur, Gartengestaltung, soziale Innovation und Selbstermächtigung. Die Akteur*innen kommen aus sozialen Einrichtungen, Kunst- und Kultur und der Nachbarschaft. Von Frühling bis Herbst ist der Garten einmal die Woche zur Aktivität geöffnet. Beteiligen kann sich jede*r, sowohl praktisch als auch planerisch für Projekte.
Der Garten beherbergt eine Holzwerkstatt, ist Treffpunkt, Anlaufstelle für verschiedene Gruppen (Nachbarschaft, solidarische Landwirtschaft etc.) und ein Experimentierfeld für urbane Landwirtschaft, bspw. mit einer Aquaponikanlage. Ganz praktisch im Sinne der Kreislaufwirtschaft wird im u. a. im Nordgarten der Hopfen für Honigbräu angebaut.
Honigbräu (im Z-Bau)
Honigbräu ist eine Ein-Mann-Brauerei von Christian Honig mit Sitz im Z-Bau. Der Braumeister ist Quereinsteiger und braut seit 2016. Das Fassbier wird im Sudhaus des Z-Baus gebraut, das Flaschenbier in Zusammenarbeit mit der Hufeisenbräu-Brauerei im 50 km nördlich gelegenen Pottenstein. Die Auslagerung nach Pottenstein war aufgrund der hohen Nachfrage nötig geworden. Die Zutaten für das Bier kommen fast ausschließlich aus der Region: das Malz kommt aus dem 10 km entfernten Zirndorf, der Hopfen entweder aus dem Nordgarten am Z-Bau oder aus der Spalter Hopfenregion, südlich von Nürnberg. Bis dato werden vier verschiedene Biersorten gebraut: Pale Ale, Ale, Kellerbier und Helles.
Die Braukessel im Z-Bau teilt sich Honigbräu mit dem Homebrewing-Kollektiv Z-Bräu. Zum Teil werden so auch spezielle Biere für besondere Anlässe gebraut. Verkauft wird das Bier in Nürnberg und Umgebung sowie im Biergarten des Z-Baus.
Update
Aufgrund der Coronapandemie bleibt der Z-Bau vorübergehend geschlossen (Stand 09.02.2022).
Autorin: Theresa Heitmann, Institut und Arbeit und Technik (17.09.2019); Update: Charlotte Dirks, IAT (09.02.2022)
Quellen
Braun, Johann unf Kühnlein, Philipp (2018): „Kunst und Kultur im Nazibau“. Das Kulturzentrum Z-Bau zwischen Gegenwartskultur und Erinnerungsarbeit. In: Mitteilungen der Österreichischen Geographischen Gesellschaft. 63/64. S. 37-52. Abgerufen von https://www.researchgate.net/publication/331198853_Kunst_und_Kultur_im_Nazibau_Das_Kulturzentrum_Z-Bau_zwischen_Gegenwartskultur_und_Erinnerungsarbeit
Curt Magazin (2019): Urban Lab. Nordgarten. Abgerufen von https://www.curt.de/nbg/inhalt/artikel/12787/43/
Honigbräu (2019): Hinterm Bier. Abgerufen von http://www.honig-braeu.de/hinterm-bier/
Urban Lab (2015): Das Urban Lab schafft neue kreative Orte in der Stadt. Abgerufen von https://urbanlab42.wordpress.com/2015/07/08/urban-lab-das-labor-fur-die-stadt/