ZukunftsZentrumZollverein - TripleZ

Gründerzentrum in alten Mauern

Steckbrief

Katernberger Str. 107, 45327 Essen

Typ Urbaner Produktion: Handwerk, Urbane Manufaktur, Urbane Landwirtschaft

Produkte: Mess- und Regeltechnik bis hin zu Rheingarnelen

Gründung bzw. Betriebsübernahme: 1996

Betriebseigentümer: Aktiengesellschaft zur Förderung von Existenzgründungen – TripleZ

Beschäftigte: 650

Standort: Essen-Katernberg

Kontakt:

Aktiengesellschaft zur Förderung von Existenzgründungen – TripleZ

Katernberger Str. 107

45327 Essen

Tel.: 0201/ 88 72 100

Fax: 0201/ 88 72 118

https://www.triple-z.de/

Schilder
Gebäude ehem. Waschkaue
Liegestühle vor Gebäude
Produktionsgebäude mit An- & Ablieferung für Lkws
Produktionsgebäude von Rheingarnelen
Produktionsgebäude

Ausgangslage

Eine Woche vor Stilllegung der Förderanlagen der Zeche Zollverein am 23.12.1986, wurden die Örtlichkeiten Zollvereins bereits unter Denkmalschutz gestellt und somit der Erhalt der Gebäude gesichert2, in denen heute das TripleZ ansässig ist. Nach der Schließung der Kokerei 19932 waren alle ehemaligen Produktionsstätten außer Betrieb und das Gelände, das maßgeblich für die Stadtentwicklung Essens war, stand betrieblich leer.

Die Vorarbeiten für das spätere TripleZ beginnen Anfang der 1990er Jahre, damals unter dem Arbeitstitel „Essener Business Village“1. Als Vorbild galt das Londoner Business Village, das seinerseits in London als Zentrum für Existenzgründungen gilt1. Die Idee stand und die Umsetzung sollte nach dem Überwinden einiger Hürden recht zeitnah erfolgen. Das Gelände wurde aus der Bergaufsicht entlassen, womit die Stadt Essen Eigentümerin des Geländes wurde und ihre Pläne für den Standort vorantreiben konnte.

Intention

Das TripleZ wurde als ein ‚Arbeitsmarktförderungsprojekt‘ angesehen, das dem Essener Norden nach der Zechenschließung und den daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen, sowie der Arbeitslosigkeit Arbeitsplätze bescheren sollte3. Neben der Arbeitsmarktförderung galt es eine Umnutzung der industriellen Brachfläche vorzunehmen: von einem Industriegebiet hin zu einem neueren, zukunftsfähigeren Gewerbegebiet3. Zwar sollte sich die Funktionsweise des Geländes wandeln, die Gebäude und Wahrzeichen des Standortes sollten zugleich aber erhalten oder saniert werden1. Eine monokulturelle Nutzung, wie zu Zechenzeiten sollte zukünftig vermieden werden1, da dieses Projekt eben aus einem Zusammenbruch einer einseitigen Produktionsstätte entstand. Das TripleZ war also von Anfang an darauf angelegt eine Branchenbreite zu beheimaten, in der Hoffnung, dass branchenübergreifende Kooperationen und Lernprozesse entstehen können1.

Standort

Das TripleZ befindet sich im Essener Stadtteil Katernberg, auf dem Gelände der ehemaligen Schachtanlagen 4/5/11 der Zeche Zollverein1. Das TripleZ hat mittlerweile 12 alte Gebäude3 wie die Waschkaue, das Lohnbüro, das Steigerbad und die Lohnhalle6 so erhalten, jedoch umfunktioniert, dass diese vom Unternehmungsgründungszentrum für seine Zwecke sinnvoll genutzt werden können. Es liegt an der zwischen den Zentren der Großstädte Essen und Gelsenkirchen. Das UNESCO-Welterbe Zollverein ist nur zwei Kilometer entfernt1 und die Standorte werden, wie die beiden Hauptbahnhöfe der Städte von der Straßenbahnlinie 107, die auch Kulturlinie genannt wird, verbunden.

Im Sommer 1998 war die erste Phase der Sanierung abgeschlossen, wodurch dem TripleZ fortan 2000 m2 zur Verfügung standen. Seitdem hat sich die Fläche auf 14.000 m2 ausgeweitet1. Auf der Fläche befinden sich Produktionsstätten, Büros, Lagerhallen, Tagungs-, Konferenzräume und Treffpunkte für die verschiedenen Branchen beispielsweise in Form von Kantinen.

Branchen

In dem ZukunftsZentrumZollverein sind aktuell rund 100 Unternehmen ansässig, die zusammen auf 650 Mitarbeiter kommen1. Über 400 Unternehmen waren im Zeitraum von 1996 bis 2021 angesiedelt, die durchschnittlich 4 Jahre im Triple Z blieben, wobei stets auf einen Branchenmix geachtet wird1.

Die aktuell dort beheimateten Unternehmen setzen sich aus den folgenden Branchen zusammen: Beratung, Coaching, Dienstleistungen, Fortbildung, Gastronomie, Gesundheit, Handel, Handwerk, Ingenieurswesen, IT, Kommunikation, Kunst Design Musik, Logistik, PR, Technik, Tourismus und Umwelt7.

Hauptakteure

Zu den wichtigen Akteuren im Wandlungsprozess des Standortes gelten die Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Essen, die die Gebäude als Standort vorschlugen; ebenso die Stadtverwaltung, die eine Wirtschaftsform für das Vorhaben forderte, wodurch der nächste wichtige Akteur, die TripleZ AG entstand, die nun öffentliche sowie private Investitionen sicherstellte1. Später kamen noch die Fördergeldgeber NRW und EU hinzu, die für die Sanierung der Gebäude 10 Mio. Euro aufbrachten1.

Als die treibende Kraft des Wandlungsprozesses kann aber der ‚Essener Konsens‘ genannt werden. Der Essener Konsens ist ein Netzwerk von verantwortungstragenden Personen der Stadt, mit dem Ziel von Vermeidung von Arbeitslosigkeit, Schaffung von Beschäftigung und Qualifizierungsmöglichkeiten5.

Erfolgsbausteine

Im Januar 1995 wird in Nottuln im Rahmen einer Zukunftswerkstatt die Idee des Essener Business Village, später ZukunftsZentrumZollverein, entwickelt auf der die Entwicklung des TripleZ fußt.

Der Essener Konsens entwickelt ein Geschäftsmodell, eine Aktiengesellschaft entsteht, Investitionen können fließen, das Vertrauen zwischen Anwohnenden und Verantwortlichen ist vorhanden1 und die Sanierungen beginnen. Neben dem Ziel einer langfristig breit aufgestellten Unternehmenskultur können viele Arbeitslose der Stadt bei den Sanierungen helfen und auch ein positiver kurzfristiger Effekt geschaffen werden1. Noch während der Sanierung beziehen die ersten Unternehmen den neuen Standort1. Seit der ersten Sanierung wurden in mehreren Abschnitten weitere Sanierungen abgeschlossen, sodass das TripleZ heute 12 Gebäude innehat, die eine Fläche von 14.000 m2 bieten.

Fazit

Aus einem wirtschaftlichen Desaster der Stadt, das eine hohe Arbeitslosigkeit zur Folge hatte1, entstand die Idee eines Gründerzentrums, das ganz anders als bisher eine Vielfalt der Wirtschaft beheimaten sollte. Aus der Not heraus entstand eine Idee, die es zum Ziel hatte, unmittelbar Beschäftigung zu schaffen aber auch heranwachsenden und zukünftigen Generationen ein berufliches Orientierungszentrum zu bieten, ohne dabei den Ursprung der Zeche Zollverein vergessen zu lassen. So konnten historische Gebäude gesichert, aufgewertet und umfunktioniert werden.

Über ein Vierteljahrhundert gibt es das TripleZ mittlerweile. In der Zeit bot das Gründungszentrum über 400 Unternehmen eine Heimat1. Diese blieben im Sinne des Zentrums durchschnittlich vier Jahre im TripleZ1 bis diese aus dem Zentrum wirtschaftlich gesichert ausziehen konnten und somit Platz für neue Gründungen mit Hilfe ansässiger Kompetenzen zur Verfügung steht.

Autoren: Marvin Mosters & Kerstin Meyer, Institut Arbeit und Technik (11.05.2022)

Quellen:

Beitragsbild aus: