Produktion zum Anfassen
Urbane ManufakturSteckbrief
42105 Wuppertal
Liebesgruss in Wuppertal
Wissensteilung und Partizipation spielen im Geschäftskonzept eine große Rolle: Regelmäßig werden Workshops für Kinder (im Laden und in Schulen) im Sinne von „Pimp your Klamotten“ veranstaltet. Dahinter steckt der Open-Source-Gedanke: Jeder kann die Drucktechnik lernen und im eigenen Stil weiterverwenden.
Wuppertal als Marke und regionale Einbettung
Den Anfang machten zwei handbedruckte Kissen für Wuppertal, ein persönliches, liebenswertes Souvenir für die ehemalige Textil-Stadt. Durch die Erweiterung des Sortiments und Reinvestitionen ist das Modelabel auf dem Ölberg gewachsen:
„Ich machte zwei Kissen und ging damit vor Weihnachten durch die Läden und guckte ob irgendwer die gut fand. Die Nachfrage war ziemlich groß, ich habe noch mehr davon gedruckt und genäht und mir ein grobes Konzept gemacht. Ich bin auf das eingegangen, was auf mich zukam. Zum Beispiel habe ich ein Regenwolken-Kissen mit Wuppertal gemacht, da sagte irgendwer: „Druck das doch mal auf T-Shirts, ist doch der viel bessere Werbeträger.“ Ich habe das auf T-Shirts gedruckt und plötzlich trugen alle Menschen diese Regentropfen-T-Shirts. Und dann dachte ich: „Ach, wenn ich T-Shirts kann, kann ich auch mal eine Hose ausprobieren.“ Jetzt sind wir ein Modelabel.“ (Anne Jonas-Ulbrich)
Mithilfe von selbst geschnitzten Stempeln aus Moosgummi werden Kleidung und spezielle Wuppertal-Accessoires bedruckt. Der Unternehmerin ist es wichtig, traditionelle Handwerkskunst neu zu beleben. Alle Stoffe sowie fertige T-Shirts und Sweatshirts, die im Prozess verwendet werden, kauft die Unternehmerin lokal ein (z. B. bei Buddeberg & Weck) und greift, wenn möglich, auf Restposten zurück. Ihr Motto: „So bio und nachhaltig wie möglich, aber bezahlbar“. Notwendige Zusatzmaterialien (z. B. Papiertüten) werden explizit aus der Region bezogen, um Lieferbeziehungen so kurz und ökologisch wie möglich zu halten. Alle Produkte sind direkt im Laden zu erwerben, allerdings wird ein Großteil über das Internet vertrieben und die Kleidung des Modelabels auch in anderen Geschäften (u. a. in Essen und Hamburg) verkauft.
Unternehmensnetzwerk Ölberg
Auf dem Ölberg gibt es zahlreiche Manufakturen mit ähnlicher Unternehmensphilosophie, die ihre Produktion sichtbar machen und ihre Kräfte bündeln. Bereits im Jahr 2000 gründeten aktive Bewohnerinnen und Bewohner und Gewerbetreibende den Verein „Unternehmer und Unternehmerinnen für die Nordstadt“ e. V.,der es sich zunächst zur Aufgabe machte, die (vorhandene) Identität des Viertels deutlicher sichtbar zu machen und ein positives Image zu kreieren. Später kamen Initiativen wie das Ölberg-Fest dazu, welches mittlerweile alle zwei Jahre bis zu 50.000 Besucherinnen und Besucher auf den Ölberg lockt. Außerdem gibt es besondere Aktionen, wie zum Beispiel Wohnzimmerkonzerte oder den Ölberger Weihnachtsbummel, die Kundschaft anziehen und Absatzmöglichkeiten schaffen.
Fazit
Liebesgruss ist ein junges Modelabel aus Wuppertal, das sich durch Produktion zum Anfassen auszeichnet. Zum einen ermöglicht die Zusammenlegung von Verkaufsraum und Werkstatt den Kundinnen und Kunden einen Blick über die Schultern der Produktschaffenden, zum anderen werden Workshops angeboten. Sowohl im Design (Wuppertal-Kollektion) als auch in der Wertschöpfungskette ist liebesgruss regional eingebunden und legt Wert auf nachhaltige Produktion. Benachbarte Läden mit einer ähnlichen Unternehmensphilosophie unterstützen sich gegenseitig durch gemeinsame Marketing-Aktionen.
Autorin: Martina Brandt, Institut Arbeit und Technik
Quellen
Gespräch am 08.11.2017 mit Anne Jonas-Ulbrich.