Mit Lasercutting zum Kreativprodukt

Urbane Manufaktur

Steckbrief

Thomashofstraße 15, 52070 Aachen

Typ Urbaner Produktion: Techbetrieb, Start-Up

Produkte: Laserschnitt und -gravur von Hochzeitspapeterie, Wanddekorationen, Architekturmodelle, Influencer Boxen etc.

Gründung: 2016

Standort: ehemals in einem Ladenlokal im Zentrum Aachens, nun in einer Produktionshalle im Hinterhof eines zentrumsnahen Industrie-Mischgebiets in Aachen-Nord

Beschäftigte: 1,5 VZÄ

Kontakt: hallo@laserkatze.de
Tel.: 0241 56002852

Website: https://laserkatze.de/

Laserkatze

Ausgangslage im Stadtteil

Aachen-Nord, der Stadtteil in dem sich Laserkatze seit März 2019 befindet, ist ein heterogener und innenstadtnaher Stadtteil mit circa 15.500 Einwohner*innen. Seit 2009 erhält er Förderungen im Rahmen des Programms „Soziale Stadt“ (Förderungszeitraum ist bis 2019), da sich seine wirtschaftliche und soziale Struktur im Rahmen des Strukturwandels gegen Ende des letzten Jahrtausends stark verschlechterte. Der rund 300 ha große Stadtteil besteht aus einem historischen Industriegebiet rund um die Jülicher Straße, Wohnquartieren, die sowohl Gründerzeitbauten als auch Werkswohnungsbau und Nachkriegsbebauung umfassen sowie ferner den Wurmauen rund um das ehemalige Rittergut Gut Kalkofen. Das Industriegebiet hat dabei eine langjährige Industrietradition – schon seit dem frühen 19. Jahrhundert befinden sich hier große (Produktions-)Unternehmen, wie z. B. der Süßwarenhersteller Zentis. Seit den 1990er Jahren existiert zudem ein Technologie- und Gründerzentrum; es siedelten sich außerdem viele weitere neue, überwiegend kleine Betriebe und Start-ups entlang der Jülicher Straße an. Laserkatze liegt im Stadtteil in einem Mischgebiet, in einer Seitenstraße der Jülicher Straße.

Der alte Standort von Laserkatze, das Frankenberger Viertel, welches südlich an das Nordviertel grenzt, gilt dagegen als lebendiges Kreativquartier Aachens. Dort befinden sich in Blockrandbebauung bspw. neben Wohnungen in den Obergeschossen, zahlreiche Kreativagenturen und Architekturbüro sowie ein ausgeprägtes Gastronomieangebot in den Ergeschosslagen.

Beginn und Entwicklung von Laserkatze

Als sich das Geschwisterpaar Sophy und Henric Stönner vor einigen Jahren unabhängig voneinander in Aachen wiederfand, kam den beiden die Idee eine Lasercutmanufaktur zu gründen. Sophy hatte nach ihrem Designstudium in London, bei dem sie bereits mit Laserschnitt in Berührung kam, im FabLab Aachen gearbeitet und experimentierte dort mit ihrem Bruder Henric, einem Wirtschaftsingenieur, mit den Möglichkeiten des aus der Industrie kommenden Verfahrens – des Laserschneidens – auch im kreativen und designorientierten Bereich anzuwenden. Mit Unterstützung des FabLabs wagten die Beiden Anfang 2016 den Sprung in die Selbstständigkeit und eröffneten ihr eigenes, kleines Ladenlokal im Aachener Frankenberger Viertel. Seitdem sind sie stetig gewachsen und können neben privaten Personen mittlerweile auch zahlreiche Unternehmen zu ihren Kunden zählen. Ihr Angebot reicht dabei über die Designbegleitung und -entwicklung, bereits fertige Designartikel bis hin zu „Laser as a Service“, d. h. vom Kunden erstellte Designs werden mit/in einem bestimmten Material geschnitten. Die von Laserkatze verwendeten CO2-Laserschneider können dabei einfache, dünne Materialien bearbeiten, wie Papier, Pappe, Holz, Acrylglas, Filz, Kork, teilweise auch Schieferstein, was Möglichkeiten für verschiedenste Produkte eröffnet. Sie benötigen dabei kaum Umrüstungszeit und sind sehr flexibel – bei verschiedenen Materialien muss kein Werkzeug getauscht werden, sondern er kann mit wenigen Klicks neu konfiguriert werden. Auch die Komplexität eines Motivs ist für den Cutter unerheblich. Zudem verursacht das Verfahren keinen Lärm und durch ein Drei-Stufen-Filtersystem auch kaum Emissionen.

Im März 2019 verließen Laserkatze ihr 40 qm kleines Ladenlokal im Frankenberger Viertel und zogen in eine größere Produktionshalle ins Nordviertel. Die neue Halle bietet auf 170 qm Platz für weitere und größere Geräte. Hinsichtlich ihrer Strategie möchte sich Laserkatze in Zukunft noch mehr auf Geschäftskunden konzentrieren und so das Unternehmen weiter ausbauen. Seit September 2019 verfügt Laserkatze zudem über einen Online-Shop.

Hauptakteure

  • Henric Stönner, Wirtschaftsingenieur
  • Sophy Stönner, Designerin

Erfolgsbausteine

Ein wichtiger Erfolgsfaktor des Unternehmens war der ursprüngliche Standort in einem Ladenlokal im Frankenberger Viertel. Als kreatives Viertel beheimatet es viele Branchen, die die Vorteile von Lasercut bereits kennen und somit konnte Laserkatze leicht lokale Geschäftskunden gewinnen. Zudem sorgte das offene Erscheinungsbild des Ladenlokals für eine Präsenz im Stadtteil und viel Laufkundschaft. Durch den direkten Kontakt mit Privatkunden konnte das Geschwisterpaar Sophy und Henric viel lernen: Was sind beliebte Materialien und Motive und welchen Preis sind Kund*innen bereit zu zahlen?

Ein weiterer zentraler Bestandteil des Erfolgs von Laserkatze waren bzw. sind vorhandene Unterstützungsstrukturen und lokale Netzwerke. Das FabLab Aachen bot zu Beginn nicht nur einen Raum zum Experimentieren und Ausprobieren, es unterstütze die Beiden auch bei der Gründung ihres Start-Ups. Durch das Digitalhub Aachen existiert ein Netzwerk aus (digitalen) Start-Ups in Aachen. Der Austausch mit anderen Start-Ups half Laserkatze generelle Herausforderungen und anfallende Probleme bei einer Gründung, z. B. administrative oder Personalfragen, zu bewältigen. Des Weiteren führte die Vernetzung mit Akteuren, Kollektiven und Kooperationen der Kunst- und Kulturbranche nicht nur zu Inspiration, sondern auch zu Kollaborationen.

Laserkatze nimmt regelmäßig an Wettbewerben und Projekten im Raum Aachen teil und kann somit einerseits Förderungen erhalten, andererseits auch von Wissens- und Know-How-Transfers durch bspw. Workshops profitieren. So nahm Laserkatze neben dem regionalen Gründerwettbewerb AC² auch am Wettbewerb FUTURE IMPACT MAKER, mit dem die Stadt Aachen Akteur*innen aus der Kultur- und Kreativbranche fördern möchte. Auch das vom BMBF geförderte Forschungsprojekt „Made in Aachen“, welches eine nachhaltige Transformation innerstädtischer Quartiere durch eine (re-)integration von urbaner Produktion zum Ziel hatte, unterstützte und warb für das Unternehmen Laserkatze.

Fazit

Das Fallbeispiel zeigt, dass Urbane Produktion mithilfe von modernen Produktionsverfahren, wie dem Laserschneiden, auch auf kleinem Raum mitten in der Stadt möglich ist. Zudem bietet das Produktionsverfahren eine enorme Flexibilität und ist wirtschaftlich betreibbar. Das Beispiel des Unternehmens Laserkatze zeigt jedoch auch, wie wichtig Wissenstransfer und bereits bestehende lokale Netzwerke für Neugründungen generell, und vielleicht gerade im Bereich Tech- und Handwerk, sind.

 

Autorin: Marleen Wilhelm, Institut Arbeit und Technik (17.09.2019)

Quellen

Gespräch am 14.03.2019: Veranstaltung „UnternehmerInnen erzählen: Handwerk und Tech“ in Bochum Wattenscheid.

Stadt Aachen: Aachen-Nord. Abgerufen von http://www.aachen.de/de/stadt_buerger/planen_bauen/stadtentwicklung/stadtviertel/aachennord/aachen-nord/index.html.