KoMoDo

Lieferverkehr nachhaltiger gestalten

Steckbrief

Eberswalder Straße 2, 10437 Berlin

Typ urbaner Produktion: Logistik

Produkte: Pilotprojekt

Gründung: 2018

Rechtsform:

Beschäftigte: 2 wissenschaftliche Beschäftigte, 2-4 Lastenradfahrer*innen

Standort: Mikrodepot an Tram-Wendestelle im Stadtteil Prenzlauer Berg (Berlin)

Kontakt: www.komodo.berlin

Container von Komodo

Fotos (C) Christian Kaden (LNC LogisticNetwork Consultants GmbH)

Lieferverkehr mit Lastenrad

Die Probleme des Klimawandels sind lange bekannt und auch, dass der Ausstoß von gesundheitsschädlichen Luftschadstoffen insbesondere in urbanen Räumen seit Jahren zunimmt, ist spätestens seit den zahlreichen Klagen der Deutschen Umwelthilfe kein Geheimnis mehr. Ein Grund für diese Probleme ist der Lieferverkehr auf der sogenannten Letzen Meile, also auf dem Weg von den Depots der Logistik-Unternehmen und Paket-Dienstleister zu den Unternehmen und Privatpersonen. Dieser wird aktuell in der Regel mit relativ großen, klimaschädlichen und den Verkehr behindernden Lieferwagen überbrückt. Aber: Es besteht die Möglichkeit diesen Problemen entgegenzuwirken. Eine dieser Möglichkeiten wurde nun im Rahmen des Projekts KoMoDo in Berlin getestet: das Mikrodepot-Konzept. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 2)

Das Projekt KoMoDo und das Mikrodepot-Konzept

Ziel des im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative durchgeführten Projekts KoMoDo, war es Lösungen auf die aufgezeigten Probleme des Lieferverkehrs zu finden und stadtverträgliche und klimafreundlichere Alternativen für diesen zu entwickeln. Hierzu wurde zu Beginn des Projektzeitraums (01.01.2018 bis zum 30.06.2019), in Kooperation mit verschiedenen Logistik-Unternehmen, ein Standort für ein Mikrodepot gesucht, von dem aus die Letzte Meile zum bzw. zur Paketempfänger*in mit Lastenrädern überwunden werden konnte. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 5)

Dieses System ermöglichte es, dass die Lieferwagen nur noch das Mikrodepot anfahren mussten, wodurch deutlich weniger klima- und gesundheitsschädliche Emissionen durch die Lieferfahrzeuge freigesetzt wurden und zusätzlich nahmen die stattdessen genutzten Lastenräder deutlich weniger Platz im Straßen- und öffentlichen Raum ein, was zu einem weiteren positiven Effekt führte. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 12 f.)

(Haupt-)Akteure

Eine Besonderheit des Projekts KoMoDo lag darin, dass nicht die einzelnen Logistik-Unternehmen, sondern ein bzw. eine externe Partner*in das Mikrodepot angeboten hat. So konnten mehrere Logistik-Unternehmen parallel einen Standort nutzen, was zu einem geringeren Flächenverbrauch im Vergleich zu mehreren Einzelstandorten geführt hat.

  • Logistik-Unternehmen: DHL, DPD, GLS, UPS, Hermes
  • Projektkoordination: LNC LogisticNetwork Consultants GmbH
  • Depot-Betreiber: Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH
  • Kommunaler Partner: Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Berlin
  • Einige weitere assoziierte Partner

(vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 5)

Standort(-wahl)

Die Standortwahl war im Rahmen des Projektes von zentraler Bedeutung, da zahlreiche Kriterien erfüllt werden mussten. Die Wirtschaftlichkeit stand dabei im Mittelpunkt, denn für Logistik-Unternehmen gewinnt die Frage nach klimafreundlichen Zustellmöglichkeiten zwar stetig an Bedeutung, die Wirtschaftlichkeit eines Liefersystems und eines Depot-Standortes muss jedoch weiterhin gewährleistet sein. Darüber hinaus mussten zum Beispiel baurechtliche Kriterien erfüllt werden, der Anlieferverkehr musste problemlos erfolgen können und natürlich mussten hinreichend potentielle Kund*innen mit Lastenrädern erreichbar sein. Anforderungen die in einer wachsenden Stadt wie Berlin nicht leicht zu erfüllen sind. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 8)

Ein passender Standort konnte schließlich im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg an einer Tram-Wendeschleife gefunden werden. Dieser erfüllte alle rechtlichen und technischen Anforderungen und innerhalb eines fünf Quadratkilometer Radius um das Mikrodepot lebten etwa 800.000 und arbeiteten etwa 600.000 Menschen. Folglich war ein hinreichend dicht besiedeltes Gebiet gegeben. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 9)

Ökologische und Ökonomische Bewertung des Projekts

Nach Abschluss des 18 Monate dauernden Projekts, von denen die eigentliche Nutzungsphase des Mikrodepots zwölf Monate umfasste, konnten die ökologischen und ökonomischen Auswirkungen des Projekts bewertet werden.

Aus ökologischer Sicht wurde festgehalten, dass durch die Auslieferung der Pakete mit Lastenrädern etwa 28.000 Fahrzeugkilometer weniger mit herkömmlichen Lieferwagen zurückgelegt werden mussten. Das entspricht, bei einem angenommenen Verbrauch von durchschnittlich 14,79 Litern Diesel je 100 Kilometern bei herkömmlichen Lieferwagen, einer Einsparung von 4.139 Litern Diesel. Das wiederum bedeutet, dass in den zwölf Monaten der Umsetzungsphase des Projekts elf Tonnen CO2, 150 kg Stickoxid und fast ein Kilogramm Feinstaub weniger freigesetzt wurden. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 18 f.)

Aus ökonomischer Sicht fällt auf, dass die einmaligen Anschaffungs- und Baukosten für die Lastenräder und die Errichtung des Mikrodepots den größten Anteil an den Gesamtkosten einnehmen. Diese wurden im Rahmen des Projekts durch Fördergelder finanziert. Die monatlichen Betriebskosten, welche durch die Logistik-Unternehmen getragen wurden, hingegen nahmen hingegen einen kleineren Anteil an den Gesamtkosten ein. Exakte Zahlen, sowie eine Einordnung der Rentierlichkeit eines solchen Mikrodepots im Vergleich zu herkömmlichen Liefersystemen stehen nicht zur Verfügung. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 21 f.)

Grundsätzlich ist an dieser Stelle jedoch darauf hinzuweisen, dass die Umsetzbarkeit, der Erfolg und die Kosten eines solchen Mikrodepots stark vom Standort abhängen und entsprechend variieren können. (vgl. LNC LogisticNetwork Consultants GmbH 2019: 22)

Fazit

Das Beispiel des Projekts KoMoDo zeigt, dass Lieferung auf der letzten Meile – zumindest in dicht besiedelten Räumen – nicht zwingend mit klimaschädlichen und den Verkehr behindernden Lieferwagen erfolgen muss. Stattdessen stellen Mikrodepots auf (teil-)öffentlichen Flächen in Kombination mit der Auslieferung mittels Lastenrädern eine deutlich umweltfreundlichere Alternative zum bislang üblichen Liefersystem dar.

„Mit der BEHALA – Berliner Hafen- und Lagerhausgesellschaft mbH als neutralem Betreiber von Mikrodepot-Anlagen – ist es gelungen, mehreren Paketdienstleistern diskriminierungsfrei Teilbereiche einer Depot-Anlage zur Verfügung zu stellen und somit die klimaneutrale und nachhaltige Auslieferung von einem zentralen Punkt zu ermöglichen. Durch diese Synergieeffekte konnte eine optimale Flächennutzung erreicht werden.“ Klaus-G. Lichtfuß (BEHALA, Prokurist, Abt.leiter Logistik)

Im Oktober 2020 wurde in Anlehung an das Projekt KOMODO ein weiteres Mikrodepot in Berlin-Tempelhof-Schöneberg eröffnet, welches von den Radlogistikern Velogist, VeloCARRIER und fairsenden genutzt wird.

Autor*innen: Kerstin Meyer und Fabian Stibane, Institut Arbeit und Technik (18.08.2020)

 

Quellen:

Cargobike.jetzt (2020): Berlin: Mikrodepot für Radlogistik in Tempelhof-Schöneberg eröffnet. https://www.cargobike.jetzt/mikrodepot-fuer-radlogistik-in-berlin-tempelhof-schoeneberg-eroeffnet/

LNC LogisticNetwork Consultants GmbH (2019): Öffentlicher Abschlussbericht: KoMoDo – Kooperative Nutzung von Mikro-Depots durch die KEP Branche für den nachhaltigen Einsatz von Lastenrädern in Berlin.