GRUBENHOLZ®
Möbelmanufaktur in Bochum, Mitnutzung von Tischlereiflächen, kleines SägewerkSteckbrief
Werkstatt & Showroom
Oberscheidstr. 22, 44807 Bochum
Typ Urbaner Produktion: Tischlerei-Handwerk, Möbel Einzelhandel, Direktvertrieb
Produkte: individualisierte Möbel & Lampen aus Holz mit Steinelementen
Gründung: Mai 2020
Gründer*innen: Lars Zimmermann
Rechtsform: Einzelunternehmen
Beschäftigte: derzeit 2
Standort: Bochum-Riemke
Kontakt:
Montag – Freitag nach telefonischer Terminabsprache
Lars Zimmermann
Telefon: 0234 – 588 588 90
E-Mail: info@grubenholz.de
Instagram: https://www.instagram.com/grubenholz/
Facebook: https://www.facebook.com/Grubenholz/
GRUBENHOLZ®
Ausgangslage
GRUBENHOLZ® ist ein eine kleine Bochumer Manufaktur, die individualisierte Möbelstücke sowie Kleinserien (insbesondere Tische und Lampen) herstellt. Merkmal der Möbelstücke ist die Verbindung von Holz- und Steinelementen, wobei die Steineinfassungen nicht nur einen optischen Aspekt verfolgen, sondern den Kunden meist noch einen zusätzlichen Nutzen bieten. Da sich GRUBENHOLZ® derzeit (Mai 2020) in der Gründungsphase befindet, blickt Lars gespannt in die Zukunft.
Erste Möglichkeiten, Feedback von potentiellen Kunden zu bekommen, hatte er im Rahmen des Pop-Up-Stores im Januar und Februar 2020 in der KulturUhle, die von Bochum Marketing organisiert wurde.
Arbeitsweise, Produkt und Marketing
Insbesondere Tische und ähnliche Möbelstücke stellt die kleine Manufaktur auf Anfrage her und liefert direkt an die Kunden. Die Herstellung findet in enger Absprache mit den Kunden statt, sodass ihre Wünsche Raum finden und am Ende auch genau umgesetzt werden können. Der Bau und Feinschliff eines größeren Tisches aus Massivholz dauert etwa vier Arbeitstage. Dies erklärt neben den Materialkosten auch den Preis eines Tisches, an dem etwa zehn Personen Platz haben, der je nach Ausstattung und Holzart bei ca. 4.000 Euro liegt.
Als zweites Standbein sind Lampen (der Genehmigungsprozess hierzu wird noch etwas dauern) in Planung. Diese bestehen auch aus Holz und werden in Kleinserie produziert. Auch hier sind Kundenwünsche in gewissem Maße möglich, während es gleichzeitig ein vorgegebenes Grunddesign gibt. Diese Vorgaben erlauben im Vergleich zum individualisierten Tisch einen günstigeren Verkaufspreis, da Arbeitsschritte einer Serie zusammengefasst und Arbeitsabläufe effizienter gestaltet werden können. Des Weiteren kann nur so den Vorgaben der Zertifizierung nachgekommen werden, da jede Änderung der Form auch wieder eine neue Prüfung erfordern würde.
„Aus der Not mach eine Tugend“ scheint eines der Prinzipien von Grubenholz zu sein. Da er in der KulturUhle noch freie Flächen und Material übrig hatte, hat Lars kurzer Hand aus Schieferplatten und Baumscheiben zwei kleine Regale gebaut, die, wie er selbst sagt, „erstaunlich gut bei den Kunden ankamen“. Seiner Meinung nach, liegt da auch die größte Stärke einer kleinen und jungen Firma: aus den vorhandenen Mitteln das bestmögliche Ergebnis herauszuholen und dynamisch auf verschiedenste Situationen reagieren – zu Zeiten von Corona in seinen Augen nicht das Schlechteste.
Zielgruppe von GRUBENHOLZ® sind Menschen, die Möbel suchen‚ ‚von denen sie länger etwas haben‘. Dabei sieht Lars insbesondere die Tendenz, dass lokale Produktion und ein verantwortungsbewusster Umgang mit unseren natürlichen Rohstoffen wichtiger werden. Aus diesem Grund und weil es seiner eigenen Überzeugung entspricht, hat er sich für einen etwas außergewöhnlichen Weg entschieden:
Statt in Maschinen zu investieren, die jede herkömmliche Tischlerei im Maschinenraum stehen hat, investiert er in ein eigenes, „kleines“ Sägewerk, mit dem immerhin Stämme mit bis zu 7 m Länge und 90 cm Durchmesser geschnitten werden können. So kann er Stämme aus der nahen Umgebung direkt verarbeiten und ist nicht auf lange Lieferwege oder Sägewerke aus Süddeutschland angewiesen.
Neben dem eigenen Showroom in der Oberscheidstr. 22 (Fertigstellung voraussichtlich August 2020), sind für ihn außergewöhnliche Ausstellungsräume wie in der KulturUhle sehr hilfreich, die Menschen aus der Umgebung auf GRUBENHOLZ® aufmerksam zu machen. Online ist er präsent auf Facebook, Instagram und via Webseite, die in Zukunft als Präsentationsfläche dienen soll. Daneben setzt er, wie im Handwerk üblich, auf Mund-zu-Mund-Marketing und hofft, auf diesen Wegen Fuß zu fassen.
Handwerk, Digitalisierung und Firmenstrukturen
Als Tischlermeister beschreibt Lars das Handwerk quasi seit jeher als nachhaltiges Gewerbe, da hier kurze und lokale Lieferketten oft auch betriebswirtschaftlich Sinn ergeben. Er arbeitet mit wenigen Zwischenhändlern zusammen und plant in Zukunft vermehrt, direkt mit lokalen Forstbetrieben zusammenzuarbeiten. Dabei sieht er hierin, neben der Transparenz der Lieferkette und dem Umweltschutz, die Möglichkeit außergewöhnliche Möbel bspw. aus einer einzigen Baumplatte zu fertigen.
Weiter ist ihm das Thema der Digitalisierung sehr wichtig, da er hierin einen unterstützenden Faktor sieht, von Messarbeiten bis zum Kundenkontakt. Allgemein spielen für ihn sinnvolle Firmenstrukturen eine wichtige Rolle, da innerbetriebliche Abläufe gerade zu Beginn schnell über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden können. Ein enormer Gewinn ist dabei für ihn seine erste Mitarbeiterin, die als gelernte Immobilienkauffrau Input aus einem ganz anderen Bereich mit einbringen und so dazu beitragen kann, dass das junge Start-up von Beginn an mit sinnvollen und skalierbaren Strukturen arbeitet. Dennoch fügt er schmunzelnd hinzu, dass trotz guter Strukturen gerade zu Beginn sicherlich Fehler passieren werden. Darin sieht er keinen Nachteil, denn aus Fehlern zu lernen, gehört zu jedem Gründungsprozess dazu und kann seiner Meinung nach Unternehmen nachhaltig stärken.
Eine Entwicklung im Handwerk, die er beobachtet ist, dass es zunehmend eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Handwerkern gibt, da es allen derzeit ‚gut geht‘. Sichtbar wird dies auch in seinem derzeitigen Werkumfeld.
Einmietung und Kooperation mit Schreinerei
Aufgrund eines vertrauensvollen Verhältnisses zur Schreinerei Grabow, in der er bis Ende 2019 noch tätig war, kann er je nach Bedarf stundenweise die Fertigungsräume mieten und somit mitnutzen. Auf diesem Wege erfährt Lars zu Beginn seiner Gründung eine enorme Unterstützung, die ihm sowohl in organisatorischer als auch finanzieller Hinsicht sehr entgegen kommt.
Bei einer Neugründung gilt es zahlreiche Auflagen am Produktionsort zu erfüllen. Diese fallen vorerst weg, da die Schreinerei diese bereits regelmäßig nachweist. Darüber hinaus teilt er sich mit dem Betrieb die bereits existierenden Lieferstrukturen, was bspw. zu geteilten Anlieferungskosten führt.
Der Gründer, seine Intention und ein Blick in die Zukunft
Lars Zimmermann sah die Selbstständigkeit bereits in der 11. Klasse als Möglichkeit für sich, sodass er eine Tischlerausbildung und den Meister absolvierte. Reizvoll für ihn ist an einer Selbstständigkeit, dass er seinen eigenen Ideen, von denen er so einige hat, hierbei mehr nachgehen kann als im Rahmen einer Festanstellung. Wichtig ist ihm besonders, mit Massivholz zu arbeiten, wobei er sich gezielt auf heimische Hölzer fokussiert. Darüber hinaus sieht er Sinn darin, sich als junger Mensch auszuprobieren und ist bereit, Risiken, die mit der Selbstständigkeit einhergehen, einzugehen.
In den kommenden Jahren möchte Lars einerseits möglichst nachhaltige Möbel herstellen und andererseits eine wirtschaftlich stabile Manufaktur aufbauen. Nachhaltigkeit bedeutet dabei für ihn vordergründig, dass die Möbel qualitativ hochwertig produziert sind, sodass sie das Potenzial haben, die Besitzenden über Jahrzehnte zu begleiten. Eine ökologisch sinnvolle Materialauswahl, gehört für ihn genauso dazu. Eine weiterführende Erklärung zu dieser Thematik, findet sich auch auf der Homepage von GRUBENHOLZ®. Für die Zukunft sieht er drei bis vier weitere Mitarbeitende an seiner Seite, mit denen er gemeinsam seiner Leidenschaft der Tischlerei nachgehen kann. Spaß und ein gutes Miteinander sollen dabei an erster Stelle stehen.
Fazit
Was genau die Zukunft bringt, ist für GRUBENHOLZ® und Lars Zimmermann ungewiss. Offenheit und Experimentierfreude sowie Unterstützung in seinem näheren und weiteren Umfeld sorgen derzeit bei Lars für Motivation und einen freudvollen Blick in die Zukunft.
Quellen
Interview mit Lars Zimmermann am 13. Februar 2020, geführt von Hannah Brack