DSG – Custom Guitars
Steckbrief
Hohensteinstraße 37, 44866 Bochum
Typ Urbaner Produktion: Gewerbehofbetriebe, Handwerk, Instrumentenbau
Produkte: Neubau, Reparatur und Instandhaltung von Saiteninstrumenten mit Fokus auf Gitarren. Keine Streichinstrumente
Gründung: Ende 2006
Gründer*innen: Daniel Schippers
Rechtsform: Einzelunternehmen
Beschäftigte: Einzelunternehmer mit freien Mitarbeitern
Standort: Bochum Wattenscheid – kleiner Gewerbehof umringt von Wohngebiet
Kontakt: info@schippersguitars.de
Phone: +49 2327 407 363
Mobile: +49 172 24 69 285
Website: dsg-customguitars.de
Handgefertigte Gitarren aus Bochum Wattenscheid
„Gitarrenbau ist ein Kunsthandwerk“. Dieses Handwerk studierte Daniel Schippers – Gründer von DSG – Custom Guitars, in England und im amerikanischen Red Wing (Minnesota). Insgesamt verbrachte Schippers über drei Jahre im Ausland, bis er sich schließlich im Jahre 1999 selbstständig machte. Nachdem er anschließend zunächst 5 Jahre in Venlo eine eigene Gitarrenbauwerkstatt betrieb, zog es ihn Ende 2006 wieder zurück in die Heimat. Dort ist er nun seit stolzen 15 Jahren erfolgreich tätig.
Angebot und Organisation
Daniel Schippers bietet Reparaturen, Instandhaltungen, Restaurationen sowie den individuellen Neubau eigener Instrumente an. Werden neue Instrumente gebaut, so bietet der Gitarrenbauer ausschließlich Einzelanfertigungen nach Kundenwunsch an. Beim Bau einer Gitarre verwendet Schippers verschiedene Hölzer, die nicht immer aus regionalen Beständen stammen können, da mitunter auch Tropenhölzer im klassischen Gitarrenbau verwendet werden. Sogenannte „CITES-Hölzer1 meidet der Gitarrenbauer und versucht diese vermehrt durch nachhaltige Hölzer zu ersetzen: „Es gibt viele verwandte Hölzer die ähnlich aussehen und ähnliche Klangeigenschaften haben“.
Die Kund*innen von DSG – Custom Guitars kommen zu einem großen Teil aus dem Ruhrgebiet, vereinzelnd aber auch aus größerer Entfernung. Zwar pflegt Schippers Social-Media-Kanäle sowie eine Homepage, die meisten Kund*innen kommen jedoch auf Empfehlung zu ihm.
In seiner Werkstatt finden sich viele Werkzeuge, die Schippers zum großen Teil bereits während seines Studiums erwarb. Von Feinmechanik bis hin zu großen Bohr- und Sägemaschinen sind diese Instrumente allerdings nur „Mittel zum Zweck“. Zwar lernte Schippers auch die Bedienung von vollautomatischen Maschinen, eine derartige Digitalisierung im Instrumentenbau lehnt der Gitarrenbauer allerdings ab. Für ihn geht so die Kunst im Handwerk verloren. Darüber hinaus überzeugt eine Bearbeitung durch eine geschulte Hand ein mindestens genauso gutes Ergebnis.
DSG – Custom Guitars ist ein Einzelbetrieb. Allerdings teilt sich Schippers die Werkstatt mit einigen freien Mitarbeiter. Darunter auch sein Kollege und ehemaliger Kommilitone Stephen Sedgwick2, der ebenfalls Gitarren repariert und neue Gitarren ebenfalls in Einzelanfertigung baut. So tauschen Sedgwick und Schippers sich untereinander aus und kooperieren miteinander. Daniel Schippers würde gerne auch Angestellte haben, allerdings kritisiert er die damit verbundenen hohen Auflagen im handwerklichen Betrieb, den bürokratischen Aufwand sowie die hohen Lohnnebenkosten.
Der Produktionsort
In einem unscheinbaren Gewerbehof, umringt von Wohnbebauung, verbirgt sich ein wahrer Hotspot der Musik- und Veranstaltungsindustrie. Denn der Gewerbehof beherbergt neben DSG – Custom Guitars einen Musik- und Studiotechniker (Becker Musik3), der auf die Anfertigung von Effektgeräten und Reparatur von (Gitarren-)Verstärkern spezialisiert ist sowie einen Betrieb für Veranstaltungstechnik (Philadelphia Pa.4). Ferner befindet sich auf dem Hof noch eine Veranstaltungsagentur (Tatort-Dinner5) sowie ein Vertrieb für Fitnessgeräte (Weber Fitness6) und eine Fahrradwerkstatt (WBZ Fahrradwerkstatt7). Unweit vom Gewerbehof befindet sich darüber hinaus noch ein Gitarrenfachgeschäft (Beyers Music8).
Die Ansiedlung der verschiedenen Gewerbebetreibenden aus der Musik- und Unterhaltungsindustrie war jedoch zunächst gar nicht geplant und entstand eher zufällig. Daniel Schippers war lediglich wichtig, in seiner Heimat zu produzieren: „Es hätte auch ein anderer Standort [in Bochum] werden können, aber durch einen glücklichen Zufall bin ich hier gelandet.“ Im Hof siedeln sich verwandte Handwerkskünste an, die miteinander kooperieren und sich gegenseitig Kund*innen bescheren.
Schippers 100 m² große Werkstatt befindet sich in einer großen Halle, die ehemalig als Tischlerei genutzt wurde. Für Daniel Schippers ist dieser Umstand ein Segen, denn so waren aufwändige Nutzungsänderungen oder anderweitige Anträge nicht nötig. Die Gewerbehalle ist in mehrere Bereiche unterteilt, in denen die unterschiedlichen Gewerbetreibenden ihre Werkstätten haben. Dort gibt es auch eine Lackierkammer, die sich der Gitarrenbauer mit Philadelphia Pa. teilt.
Bei dem Standort handelt es sich planerisch betrachtet um ein Gewerbegebiet9, welches unmittelbar an ein Wohngebiet angrenzt. Nutzungskonflikte entstehen dabei allerdings nicht, da im Hof kaum Emissionen entstehen.
Insgesamt ist Schippers auch mit den umliegenden Nutzungen außerhalb des Hofs zufrieden: „Schöner wäre es noch, wenn es ein bisschen urbaner wäre. Aber so ein Ambiente muss man in Bo-City Nähe erstmal finden und realisieren können. Das könnte, glaube ich, sehr schwierig sein.“
Zukunft
Auch in Zukunft hofft Schippers noch neue Designkonzepte zu entwickeln und mit verschiedenen Materialien und Hölzern experimentieren zu können. Gerne würde er sich auch vergrößern, wünscht sich dabei allerdings etwas Unterstützung zur Bewältigung der Bürokratie. Aus seiner Zeit als Gitarrenbauer in den Niederlanden berichtet er, dass man dort direkte Unterstützung vom Finanzamt erhält. Ein designierter Sachbearbeiter kam auf ihn zu, klärte ihn über seine Pflichte aber auch seine Rechte auf und plante gemeinsam die Gründung. „In Holland wird sogar Fernsehwerbung gemacht, wie toll es ist, selbstständig zu sein.“
Fazit
Das selbstgegründete Unternehmen des Gitarrenbauers Daniel Schippers befindet sich in einem kleinen lokalen Hotspot der Musik- und Veranstaltungsbranche und verdeutlicht die Vorteile und Potenziale von kleinen lokalen Wertschöpfungsketten in der Stadt.
Autor: Marvin Guth, Hochschule Bochum (04.09.2021)
Quellen:
Interview mit Daniel Schippers am 19.08.2021, geführt von Marvin Guth
1 Liste der in CITES und der VO(EG) 338/97 geschützten Baumarten (https://www.bfn.de/fileadmin/BfN/cites/Dokumente/Barrierefrei-holzliste-COP-18.pdf)
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2 Sedgwick Guitars (http://www.stephensedgwick.co.uk/)
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3 Becker Musik (https://becker-music.de/)
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4 Philadelphia Pa. (https://www.philadelphia-pa.de/index.html)
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5 Tatort-Dinner (https://www.tatort-dinner.de/)
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6 Weber Fitness (https://www.weberfitness.com/)
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7 WBZ Fahrradwerkstatt
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8 Beyers Music (https://beyers-music.de/index.php?cPath=483_6)
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9 Regionaler Flächennutzungsplan der Planungsgemeinschaft Städteregion Ruhr. 2020, URL: http://www.staedteregion-ruhr-2030.de/cms/shared/datei_download.php?uid=4c19a04cecf995c6819c95169b618f3e
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