Ein Gemeinschaftsgarten auf der Bonnekamphöhe

Urbane Landwirtschaft, Quartier

Steckbrief

Bonnekamphöhe 50
45327 Essen

Typ Urbaner Produktion: Lebensmittelbetrieb

Produkte: Gemüse, Obst, Erzeugnisse aus der artgerechten Tierhaltung

Beteiligte Akteure: Bonnekamp Stiftung

Standort: Essen Katernberg

Kontakt:
www.bonnekamp-stiftung.net

 

Fotos: Bonnekamp Stiftung

Bonnekamphöhe Perma Kultur Ruhr

Konzept und Leitziele

Die Bonnekamp Perma Kultur Ruhr (auch Bonnekamphöhe genannt) befindet sich in Essen-Katernberg, in Sichtweise des Förderturms 3/7/10 der Zeche Zollverein. Auf einer Fläche, die ca. drei Hektar umfasst, betreibt die Bonnekamp Perma Kultur Ruhr urbane Landwirtschaft in Form des biointensiven ökologischen Anbaus. Neben der Erhöhung der Biodiversität und des Erhalts der Sortenvielfalt hat das Projekt zum Ziel, Menschen für die urbane Landwirtschaft zu begeistern und zum Mitmachen anzuregen.

Verfolgt wird ein 3-Zonen Prinzip, bestehend aus einem Intensiv-Kulturbereich (permakulturell geprägt), einem Extensiv-Bereich (Streuobstwiese, Randzonen) und der ökologischen Entwicklung einer naturnahen Umgebung (Biodiversität). Auf konventionelle Maschinen wird bewusst verzichtet und alles in Handarbeit gemacht, weshalb ein hoher personeller Aufwand notwendig ist.

Neben festangestellten MitarbeiterInnen, werden auch Personen beschäftigt, die von sozialen Einrichtungen betreut werden. Hinzu kommen sog. WWOOFer, meist Studierende, die sich in den Semesterferien in der ökologischen Landwirtschaft engagieren möchten und im Gegenzug eine Unterkunft auf dem Hof erhalten.

Das Projekt möchte den Menschen wieder mehr Kontakt mit der Natur und somit positive Erfahrungen ermöglichen, als Basis des gesellschaftlichen Zusammenlebens. Regelmäßig finden daher Veranstaltungen statt, die neben den Themen Natur und Ernährung auf das Erlernen handwerklicher Fertigkeiten abzielen. Den Verantwortlichen ist eine lokale sowie saisonale landwirtschaftliche Produktion wichtig. Sie bringen alte und heimische Pflanzensorten wieder ins Gespräch und bauen diese an.

In einer wöchentlichen Direktvermarktung werden die Produkte in der Nachbarschaft verkauft. Auch ein Direktvertrieb an Universitäten existiert. Das Ruhrgebiet bietet sich für den direkten Vertrieb aufgrund der hohen Bevölkerungsdichte überaus gut an.

Neben den vielzähligen Brachflächen im Ruhrgebiet entstehen neue Flächenpotenziale durch das aktuelle „Höfesterben“, welches die Aufgabe von landwirtschaftlichen Betrieben meint. In diesem Zuge werden Flächen frei, die unter ökologischen Gesichtspunkten landwirtschaftlich bewirtschaftet werden können.

Unterstützungsstrukturen

Die Bonnekamp Perma Kultur Ruhr ist ein Projekt der Bonnekamp-Stiftung, die sich für eine integrative Stadtentwicklung engagiert und verschiedene Projekte fördert. Die Bonnekamp-Stiftung stellt im Rahmen ihrer Arbeit die Frage, wie wir in Zukunft die Herstellung und Verteilung unserer Lebensmittel gestalten wollen und verfolgt diesbezüglich einen holistischen Ansatz (vgl. Bonnekamp-Stiftung o. J.).

Aktuelle Hemmnisse

Die Bonnekamp Perma Kultur Ruhr schmiedet derzeit Allianzen, jedoch sei die Politik noch nicht bereit für die nachhaltige urbane Landwirtschaft. Eine Barriere für die Etablierung urbaner Landwirtschaft nach diesen Maßstäben stellen u. a. die hohen Kosten dar, die mit einem solchen Betriebskonzept verbunden sind. Laut der Bonnekamp Perma Kultur Ruhr werde die konventionelle Landwirtschaft derzeit zu hoch subventioniert. VerbraucherInnen müsse jedoch insbesondere gezeigt werden, dass die Produktion von Lebensmitteln etwas koste. Dennoch haben die Verantwortlichen den Eindruck, dass das Bewusstsein wächst und eine Entwicklung hin zu ökonomisch gerechten Preisen möglich ist. Hierzu müsse jedoch mehr Akzeptanz auch auf politischer Ebene erreicht werden.

Fazit

Die Bonnekamp Perma Kultur Ruhr zeigt, dass Landwirtschaft in der Stadt funktionieren kann, es jedoch noch einer stärkeren Unterstützung bzw. Förderung landwirtschaftlicher Betriebe bedarf, die nach ökologischen und auch sozialen Gesichtspunkten und insbesondere im urbanen Raum produzieren. Das Sensibilisieren der Menschen für einen nachhaltigen Umgang mit ihrer Umwelt ist für dieses Geschäftsmodell essentiell, weshalb die Verknüpfung zu Mitmach-Aktionen einen wesentlichen Baustein darstellt.

 

Autorin: Sarah Westhoff, Hochschule Bochum (01.07.2019)

Quellen:

Gespräch am 02.05.2019 mit Dr. André Matena im Rahmen der Veranstaltung „UnternehmerInnen erzählen: Lebensmittel“ in Bochum Wattenscheid

Bonnekamp-Stiftung o. J.: Bonnekamp-Stiftung für die integrative Stadt. Abgerufen von https://www.bonnekamp-stiftung.net/ueber-uns (zuletzt zugegriffen am 28.06.2019)